WEGGEFÄHRTE
Wo meine Wege
konturlos ins Nichts stürzen,
baust du einen Wall.
Entschlossen gehst du
mit mir durch Licht und Schatten,
ich vertraue dir.
Grenzgänger beide
formen wir Glückslinien,
ritzen sie in Stein.
Geruhsam gleitend
schmecken wir mit den Sohlen
köstliche Spuren.
Erdwärts tanzen wir
über den Wellen, lautlos
Seite an Seite.
Furchtlos segle ich
durch luftiges Blätterwerk,
du nährst die Wurzeln.
Äonen ziehen
an uns vorüber. Doch wir
verlieren uns nicht.
Horizonte weit
treiben wir miteinander,
suchen die Freiheit.
Reißenden Fluges
zu immer neuen Zielen
trägt uns der Wind fort.
Tag für Tag flechten
wir aus seidenen Fäden
haltbare Netze.
Eins und doch anders
nähern, entfernen wir uns.
Wer führt die Regie?
WEGGEFÄHRTE erscheint in "Dichtungsring - Zeitschrift für Literatur"; Heft 58 Herbst 2020 pp.88-89.
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